Verzinkerei Oberuzwil AG

 Einleitung

Im Vorfeld möchten wir uns beim Ehrenmitglied Daniel Hutter bedanken, welcher es ermöglichte, dass rund 26 Mitglieder der IGO die Verzinkerei Oberuzwil AG besichtigen durften. Unter dem Motto „Hot Summer“ bekamen wir einen interessanten Einblick in die Veredelung durch flüssiges Metall, was eine Alternative zur galvanischen Beschichtung darstellt.

Firmengeschichte

1972 gründete Werner Schneider, seine Ehefrau Erika und Jean Brunner die Verzinkerei Oberuzwil AG. Es begann mit 5 Mitarbeitern und einem kleinen Zinkbad. Heute handelt es sich um eine moderne Verzinkerei und Edelstahlbeizerei, die sich mit den 85 Mitarbeitern und ca. 600 Kunden zu einem überregional bedeutenden Unternehmen entwickelt hat.

2001 übergibt Werner Schneider die Geschäftsleitung seinen beiden Söhnen Peter und Markus, die bereits seit über 15 Jahren im Unternehmen tätig waren. Nach der Übergabe bleibt Werner Schneider Verwaltungsratspräsident der Firma und steht allen Mitarbeitern heute noch mit Rat und Tat zur Seite. Auch wir hatten die Ehre den Gründer persönlich kennenzulernen.

Nach der Übergabe an Markus und Peter Schneider war man darauf bedacht, dass sich nach aussen nichts ändert. Man hielt sich nach wie vor an folgende Punkte der Firmenphilosophie:

  • Die Kunden erhalten die gewünschte Qualität zum gewünschten Termin
  • Schutz von Natur und Umwelt
  • Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen
  • Bereitstellung von Ausbildungsplätzen für Lehrlinge
  • In technischer und infrastruktureller Hinsicht auf der Höhe sein und bleiben

Dienstleistungen

Das Unternehmen bietet folgende Dienstleistungen an:

  • Feuerverzinken
  • Edelstahlbeizen
  • Staubstrahlen
  • Transporttouren
  • Feuerverzinken

Arbeitsablauf:

  • Entfettung – leicht alkalisch, demulgierend
  • Spülen
  • Beizen (HCl)
  • Spülen
  • Fluxbad – Feinspülung
  • Zinkbad

Die Feuerverzinkung gewährt einen umfassenden Korrosionsschutz über Jahre. Es wird z.B. an Leitplanken und Türrahmen angewendet. Die Applikationen sollten zwischen mindestens 50 µm und höchstens 300 µm sein – nicht höher, da die Schichten ansonsten spröde werden könnten.

Grundsätzlich werden die zu beschichtenden Teile wie in der Galvanotechnik vorbehandelt, sprich gereinigt und an einem Draht aufgespannt. Da es sich bei der Feuerverzinkung um eine 450 °C heisse Lösung handelt, sollte stets darauf geachtet werden, dass kein Wasser in den Elektrolyt eingeschleppt wird (Explosionsgefahr). Hohlkörper sollten mit Hilfe von Löchern entlüftet werden, wodurch ein Eintauchen in das Zinkbad gewährleistet wird. Desweiteren ist zu beachten, dass aufgrund der hohen Temperaturen Ausdehnungen des Grundmaterials (5 – 6 mm) entstehen können. Als Abhilfe werden die Teile diagonal aufgespannt.

Nach der angesprochenen Vorbehandlung hängen die Teile ca. 5 – 10 Minuten über dem Zinkbad, damit sie sich erwärmen und werden anschliessend ins Zinkbad eingetaucht. Nach ca. 5 Minuten Expositionszeit können Schichtdicken zwischen 80 – 150 µm abgeschieden werden. Bei diesen enormen Abscheideraten mussten sich einige IGO-Mitglieder, die für einen Chemielieferanten arbeiten, vorwurfsvolle Blicke von unseren Grossverzinkern Kurt und Dani gefallen lassen.

Nach der Beschichtung lässt man die Teile über dem Zinkbad abtropfen, dann werden sie in der Halle zum Abkühlen deponiert. Bei der Warenausgangskontrolle werden „überschüssige Zinktropfen“ entfernt, dies erfolgt durch flämmen oder abkratzen.

Durch die fachmännische Bearbeitung und Handhabung der Prozesse sowie der konstanten Qualitätskontrolle erfüllt das Unternehmen sämtliche hohen Ansprüche seitens der Kunden.

Eckdaten:

  • Zinkverbrauch: 200 t – 250 t/Jahr
  • Heizkosten: 15 % – 20 % vom Umsatz
  • Arbeitszeit: 365 Tage/Jahr und 24 h/Tag

Edelstahlbeizen

Eine weitere Kernkompetenz des Unternehmens ist das Beizen von Edelstahl. Damit eine mikroskopisch dünne Passivierungsschicht gebildet werden kann, müssen die Teile folgende Arbeitsschritte durchlaufen:

  • Entfetten
  • Spülen
  • Beizen
  • Spülen
  • Passivieren in reiner Salpetersäure
  • Spülen und Trocknen

Die Werkstücke werden von Ölen und Fetten befreit und im Anschluss werden Oxidschichten, wie Zunder mittels Beizen entfernt. Beim anschliessenden Passivieren wird mit Hilfe der Salpetersäure eine dünne Passivschicht aufgetragen. Grundsätzlich handelt es sich hierbei primär um technische Schichten, weniger um eine dekorative Anwendung. Da bei dieser Bearbeitung konzentrierte Säuren und Fluoride eingesetzt werden, ist der Arbeitsschutz von grosser Wichtigkeit. Bei jedem Arbeitsschritt sind Absaugungen installiert und es wird grundsätzlich mit chemieresistenten Materialien gearbeitet.

Die Verzinkerei Oberuzwil ist in der Lage Edelstahlkonstruktionen im rationellen Tauch- und Sprühverfahren bis zu 20 t Stückgewicht zu veredeln. Der Kundenwunsch zur optimalen Korrosionsbeständigkeit mit gleichmässig aussehender Oberfläche wird voll und ganz erfüllt.

An dieser Stelle gilt ein besonderer Dank an den Geschäftsführer Peter Schneider und seinem Mitarbeiter Urs Räber für die sehr interessante und informative Führung durch das Unternehmen.

Bei einem abschliessenden Aperó liessen wir nach IGO Manier den wunderschönen Sommertag ausklingen.

Mario Egle